Mothers & Daughters
Intro von Martina Borsche
Fotografie von Marina Hoppmann
Lesedauer: 4 Min.
Der Tod der eigenen Mutter bedeutet für die meisten Menschen einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben. Die Fotografin Marina Hoppmann porträtiert in ihrer Reihe »Mothers & Daughters« junge Frauen, deren Mütter verstorben sind. In den Porträts tragen sie ausgewählte Kleidungsstücke ihrer Mütter. Hoppmann, die selbst ihre Mutter verloren hat, ist Teil der Serie. Mit ihrer Präsenz und ihrer Bereitschaft, ihre Trauer zu offenbaren, zeigen die Töchter in Hoppmanns Serie die unterbrochene Verbindung mit ihren Müttern und verinnerlichen auf diese Weise den Schmerz als Teil ihres Selbst.
Ich erinnere mich, wie ich als Kind mit meiner Mutter im Auto saß. Meistens saß ich hinten, schaute aus dem Fenster und träumte. Manchmal betrachtete ich auch meine Mutter und dachte darüber nach, wie es wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Ich wurde traurig. Ohne meine Gedanken mit ihr zu teilen, schaute ich sie dann an und sagte: »Mama, ich liebe dich«. Daraufhin schaute sie lächelnd zurück und sagte: »Ich dich auch«.
– Malaika
Mama,
du fehlst mir. Es fehlt mir, dich »Mama« zu nennen, dich anrufen zu können oder dich nach deiner Meinung zu fragen. Ich vermisse deine Stimme, dein Lachen, deinen Geruch und überhaupt deine Anwesenheit.
Ich würde gerne wieder mehr von dir träumen. Träume, in denen du gesund bist, lachst, glücklich bist und die nicht davon gekennzeichnet sind, dass du krank bist oder jeden Moment wieder verschwinden könntest. Ich möchte einfach bei dir sein und ganz einfache Situationen mit dir erleben, die nicht voller Sorgen und Trauer sind. Diese Gefühle passen nicht zu der lebensfrohen und starken Frau, die du warst und bist.
In Liebe,
Carmela
Ich habe wieder von Mama geträumt.
Alles war so klar und sie war so schön. Wir saßen zusammen in unserem alten Wohnzimmer und ich habe ihr von allen Momenten in meinem Leben erzählt, in denen ich sie vermisst habe.
In meinem Traum, und als ich aufwachte, konnte ich nicht aufhören zu weinen.
Ich vermisse ihre Energie und ihre Ratschläge. Ich vermisse ihren Geruch und ihre Arme, die meinen Körper halten. Ich fühle mich immer noch taub, wenn ich daran denke, dass ich sie nie wiedersehen werde.
Ich weiß, dass ein Teil von ihr in mir ist und bleiben wird, für den Rest meines Lebens.
Ich stelle mir vor, wie wir heute in dieser Hängematte sitzen würden, wie wir zusammen Wein trinken und tanzen würden und über das Leben philosophieren würden.
– Marina
Wenn jemand, der dir und deinem Herzen nahe ist, stirbt, trauerst du.
Du vermisst einen Menschen. Eine Persönlichkeit. Eine Seele.
Ich vermisse das warme Herz meiner Mama.
Ihren Humor. Sogar ihre kompromisslose Kontrolliertheit.
Aber woran ich am meisten denke, wenn ich sie vermisse, ist das Gefühl, sie zu halten.
Und von ihr gehalten zu werden.
Ich wiederhole in Gedanken, dass meine Hand ihre Hand berührt.
Ich vermisse ihren Geruch. Ihre Arme. Wie sie mit der Zeit dünner werden.
Meine halten. Meine Arme, die versuchen zu wachsen.
Ich weiß, dass ihr Körper für immer weg ist. Er existiert nicht mehr.
Ich bin froh, so viele ihrer Kleidungsstücke zu besitzen. Die meisten passen perfekt.
Wenn ich ihre Jeans oder ihre Hemden anziehe, bereite ich mich wie auf ein Treffen mit ihr vor.
Ich frage mich, ob sie die Jeans so hochgekrempelt hat, wie ich es heute tue.
Und ich verstehe, warum sie einige Stücke aufbewahrt hat, die weder hübsch noch praktisch sind.
Mit jedem Knopf, den ich schließe, komme ich ihr näher.
Wir teilen Geheimnisse. Räume. Einen Körper.
Und dann werde ich von mir zu uns.
Und kann weitermachen.
– Zsuzsanna
Dieser Artikel ist thematisch an die Produktion Cinderella des Bayerischen Staatsballett angelehnt.